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WAZ Bericht: Rütgers mit hohen Verlusten

September 2, 2002 by  

Bei Rütgers läuten die Alarmglocken, und beim Mutterkonzern RAG deshalb auch. Das Chemie- und Kunststoffunternehmen stürzt tief in die roten Zahlen ab.

Im ersten Halbjahr wurde ein Konzernverlust von 17 Mio E verzeichnet, teilte Rütgers gestern in Essen mit. Und es kommt noch viel schlimmer. Wegen “außerordentlicher Belastungen” durch Vorsorgemaßnahmen und bilanzielle Bereinigungen rechnet die RAG-Tochter für das Gesamtjahr mit einem Fehlbetrag in dreistelliger Millionenhöhe, wie eine Sprecherin gestern der WAZ bestätigte. Eine finanzielle Notsituation gebe es aber nicht, ergänzte sie.

Verantwortlich für den Absturz ist ausschließlich die Isola AG, die im ersten Halbjahr einen Verlust von 37 Mio E verkraften musste. Sie stellt Materialien für Leiterplatten her, die vor allem in Handys und Computern eingesetzt werden. Diese Branchen stehen konjunkturell stark unter Druck.


Es ist noch nicht lange her, da galt die – auch im kalifornischen Silicon Valley vertretene – Isola als Prunkstück und Hoffnungsträger bei Rütgers. Der Absatz ist aber ging in einem geradezu brutalen Ausmaß zurück. Kürzen wird Isola nun vor allem in den USA. Auch in Düren läuft ein Abbauprogramm von 950 auf 750 Arbeitsplätze.

Alle anderen Geschäftsbereiche laufen besser und schreiben durchweg schwarze Zahlen. Dies gilt sowohl für die Chemie als auch für die Kunststoffe. Im Ruhrgebiet hat Rütgers mit Standorten in Castrop-Rauxel, Duisburg, Essen u.a. etwa 1600 Arbeitsplätze. Zählt man Iserlon-Letmathe hinzu, sind es 2200. Weltweit beschäftigt Rütgers noch 10 700 Mitarbeiter.

Für die RAG ist diese Krise ein herber Rückschlag. Wegen des Ergebnisabführungsvertrages muss der Konzern für die gewaltigen Verluste bei Rütgers geradestehen und hat nun, neben der deutschen Steinkohle, ein weiteres schweres Risiko am Bein. Zur Finanzierung der heimische Kohle muss RAG aus den übrigen Geschäftsbereichen jährlich 102 Mio E bereitstellen. Während der internationale Bergbau gut in Schwung ist, weiß niemand, wie es mit der im Stromgeschäft anhaltend erfolgreichen Steag weitergeht. Sie dürfte im Gegenzug für eine Eingliederung der Degussa abgegeben werden.

Aber auch die Degussa-Übertragung ist wegen der beklagten Ministererlaubnis für die Fusion Eon-Ruhrgas (daran ist der Verkauf von Degussa an RAG gekoppelt) gefährlich in der Schwebe. “Stichtag dafür ist der 1. Januar 2003”, sagt ein Insider. Wenn dieser Termin nicht gehalten werden kann, ist der Milliarden-Deal hinfällig.

30.08.2002 WAZ www.waz.de

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