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Tübinger Chemiker erhält in New York die Chiralitäts-Medaille 2004

August 12, 2004 by  

Ein Internationales Gremium wählte Professor Volker Schurig vom Institut für Organische Chemie der Universität Tübingen anläßlich des 16. Symposiums über Chiralität in New York zum diesjährigen Preisträger. Er erhält die Chiralitäts-Medaille als erster Wissenschaftler aus Deutschland für seine “herausragenden Beiträge auf dem Gebiet der Trennung von Stereoisomeren mittels chromatographischer Techniken.”

Wer je versucht hat, den Handschuh der rechten Hand über die linke Hand zu streifen, kann mit dem Begriff der Chiralität, zu Deutsch Händigkeit, etwas anfangen: Der Handschuh passt einfach nicht, man kann ihn noch so drehen und wenden. Und das obwohl der rechte und der linke Handschuh sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Wissenschaftler bezeichnen eine Figur als chiral, wenn ihr Bild und ihr Spiegelbild nicht zur Deckung gebracht werden können. Die zwei nicht deckungsgleichen Formen heißen auch rechts- oder linkshändig.



Die meisten Bausteine des Lebens auf der Erde werden nur in einer Form verwendet: Die einen als Bild, die anderen als Spiegelbild. Zucker werden im Körper in der rechtshändigen Form verwendet, die Aminosäuren – die Bausteine der Eiweiße – liegen dagegen ausschließlich in der linkshändigen Form vor. Warum ein Molekül nur als Bild oder nur als Spiegelbild vorliegt, ist ein Rätsel. Raumsonden sollen jetzt erkunden, ob auch außerhalb der Erde zum Beispiel auf Kometen oder auf Titan – einem Mond des Saturn – immer nur eine rechts- oder linkshändige Form vorliegt. Dazu werden die in Tübingen entwickelten Methoden eingesetzt. Die Arbeitsgruppe Schurig tüftelt seit 30 Jahren an chromatographischen Verfahren zur Trennung der beiden spiegelbildlichen Formen. Diese sind mit herkömmlichen Methoden zum Beispiel nach ihrer Masse oder Energieinhalt nicht zu unterscheiden. Erst ein Trick macht die Trennung möglich: Ein rechter Handschuh testet, ob es sich um rechte oder linke Hände handelt.

Eine bodenständigere Anwendung treibt Schurig’s Team selbst voran: Die Umwandlung der rechts- und linkshändigen Formen ineinander. Das ist besonders bei chiralen Medikamenten wichtig. Meist entfaltet nur das Bild die gewünschte Wirkung, während das Spiegelbild des Medikaments sogar giftig oder fruchtschädigend sein kann.

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