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Proteinbiochemie und Zellbiologie vom Feinsten

July 6, 2004 by  

Vor 29 Jahren wurde Klaus Weber als Direktor der Abteilung Biochemie und Zellbiologie an das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie in Göttingen berufen. Im Mai dieses Jahres wurde er emeritiert. Aus diesem Anlass hat das Institut ein Symposium veranstaltet, in dem Klaus Weber geehrt und ein Rückblick auf seine bedeutende Forschungsarbeit gegeben wurde. Professor Weber wird seine Forschungsarbeiten vorerst noch in einer Emeritusgruppe am Institut weiterführen.


Nach 10jähriger Tätigkeit an der Havard University wurde Klaus Weber 1975 zum Direktor der Abteilung Biochemie an das MPI für biophysikalische Chemie berufen. Es muss dem Harvard-Professor schon recht attraktiv erschienen sein, seine erfolgreiche Forschungstätigkeit in einem damals von Physikern dominierten Institut in Göttingen fortzusetzen. In den nahezu 30 Jahren seines Wirkens an diesem Institut hatte Klaus Weber einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass sich die wissenschaftliche Ausrichtung des Instituts im Laufe der Jahre gewandelt hat und Abteilungen mit molekularbiologischen und biochemischen Forschungsschwerpunkten neben biophysikalischen Arbeitsgruppen ihren festen Platz fanden.

Im Mai diesen Jahres wurde Klaus Weber emeritiert – Grund genug, einen Rückblick auf eine beeindruckende Forscherkarriere zu halten. Einen Mann wie Klaus Weber muss man schon dazu überreden, ein wissenschaftliches Symposium zu seinen Ehren veranstalten zu dürfen! Es wurde ein “Minisymposium” am 7. Juni, bei dem ehemalige Mitarbeiter und Kollegen, mit denen er zusammenarbeitete, über verschiedene Aspekte des Zytoskeletts referierten, einem großen Arbeitsgebiet, auf dem Klaus Weber Weltruf genießt. Joel Vandekerckhove (Universität Ghent, Belgien) und Anthony Bretcher (Cornell University, Ithaca, N.Y.), Postdocs im Weber-Labor vor 25 Jahren, berichteten über neue proteinchemische Verfahren für die Proteomforschung bzw. über die Bildung und Bedeutung von Mikrofilamenten für die Sekretion von Makromolekülen. Jürgen Wehland (GBF Braunschweig), ehemaliger Doktorand und langjähriger Mitarbeiter von Klaus Weber, widmete sich in seinem Beitrag neuen Erkenntnissen zu einer alten Fragestellung über die Tyrosylierung von Tubulin. Matthias Gautel (King’s College, London) und Thomas M. Magin (Universität Bonn), mit denen Klaus Weber zusammenarbeitete, behandelten in ihren Vorträgen die Struktur und Funktion des muskulären Zytoskeletts und der zytoplasmatischen Intermediärfilamente und deren Bezug zu menschlichen Erkrankungen. Schließlich referierte Thomas Tuschl (Rockefeller University, New York) über die revolutionäre neue Technik der gezielten Stilllegung von Genen mittels RNAi, die in der Zusammenarbeit der Labors von Tuschl und Weber zu einer der meist zitierten molekularbiologischen Publikationen führte. Obwohl “nur” ein Minisymposium, die Beiträge der Vortragenden machten unmissverständlich klar, wie groß, originell und innovativ der Anteil von Klaus Weber und seinen wissenschaftlichen Schülern und Weggefährten an dem Wissenszuwachs allein auf dem breiten Feld der Biochemie und Zellbiologie des Zytoskeletts in den zurückliegenden 30 Jahren war.

In seiner Würdigung der herausragenden wissenschaftlichen Leistungen von Klaus Weber hob Herbert Jäckle, Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, auch die besondere Bedeutung, Kraft und Ausstrahlung hervor, die aus der Verbindung zweier großartiger Wissenschaftler, Klaus Weber und Mary Osborn, erwuchs. Beide veröffentlichten nahezu 200 Originalarbeiten zusammen, wobei am Anfang der langen gemeinsamen Arbeit der berühmte Zitationsklassiker von 1969 über die molekulargewichtsabhängige Wanderung von Proteinen in SDS-Polyacrylamid-Gelen stand.

Der Tag endete mit einem Abendessen, zu dem jetzige und frühere Mitarbeiter, Freunde und Kollegen geladen waren. Sehr persönliche Worte gaben dabei einen Blick auf den Menschen Klaus Weber, der auch in persönlich schweren Zeiten nicht in seinem Engagement für die Wissenschaft und unser Institut nachließ. Klaus Weber hat sich um das Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie verdient gemacht.

Dieter Gallwitz

Weitere Informationen von:
Tania Tütken, Persönliche Referentin des Geschäftsführenden Direktors, Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, Am Fassberg 11, 37077 Göttingen, Tel. 0551 201 1643, e-mail: tania.tuetken@mpibpc.mpg.de

Sie finden Text und Bild auch in elektronischer Form unter www.mpibpc.mpg.de/PR/04_05/.

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

http://www.mpibpc.mpg.de/PR/04_05/

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