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Moskauer Geiseln mit chemischem Kampfstoff befreit

October 28, 2002 by  

Bei der gewaltsamen Befreiung von rund 800 Geiseln aus einem Moskauer Theater haben die russischen Spezialeinheiten vermutlich einen chemischen Kampfstoff eingesetzt. Bei dem in das Gebäude eingeleitete Gas habe es sich um einen nicht-tödlichen Kampfstoff aus der Zeit des Kalten Krieges gehandelt, sagte der russische Chemiker und Leiter des russischen Verbands für Chemiesicherheit, Lew Fedorow, im Radiosender Moskauer Echo. Von den hunderten bei der Befreiungsaktion vergifteten Ex-Geiseln sind mittlerweile 239 aus dem Krankenhaus entlassen worden. Russland gedenkt heute mit einem nationalen Trauertag der getöteten Geiseln.

405 Menschen müssten weiter stationär behandelt werden, meldete die Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Ärzte. Auf den Intensivstationen liegen noch immer 145 Verletzte, 45 von ihnen seien in kritischem Zustand.


Der eingesetzte Kampfstoff diene normalerweise dazu, “eine große Anzahl feindlicher Truppen vorübergehend unschädlich” zu machen, sagte Fedorow. Seine Wirkung lasse sich zwar grundsätzlich aufheben, aber der Gesundheitszustand der Geiseln sei dafür “nicht zwingenderweise” gut genug gewesen. Im übrigen seien die Menschen geschwächt gewesen, weil sie seit Tagen nichts zu essen bekommen hatten.

“Wir haben die Dosierung ein wenig übertrieben, um ganz sicherzugehen”, räumte einer der an der Stürmung Beteiligten gegenüber der Online-Ausgabe der russischen Tageszeitung “Moskowski Komsomolez” ein. Dennoch seien etliche Rebellen noch bei vollem Bewusstsein gewesen, als die Einheiten das Theater stürmten.

Der Chemie- und Biowaffenexperte Jan van Aken wies im Hessischen Rundfunk darauf hin, dass bei giftigen Chemikalien, zu denen auch Betäubungsgase zählten, immer mit vielen Toten zu rechnen sei. Die Tatsache, dass die Moskauer Behörden auch knapp zwei Tage nach der Erstürmung des Moskauer Theaters keine Angaben über das verwendete Betäubungsgas gemacht hätten, spreche für eine verbotene Substanz

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