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Flockenblume schwingt die chemische Keule

July 2, 2002 by  

JKM) – Mit gleich zwei Giftstoffen hält eine harmlos aussehende Blume Konkurrenz und Krankheitserreger in Schach. Das berichten amerikanische Agrarwissenschaftler im Fachblatt “Plant Physiology”. Eine der über die Wurzeln abgegebenen Substanzen wirkt toxisch auf benachbarte Pflanzen. Die andere tötet dagegen Bakterien ab und bewahrt das Kraut vor Infektionen. Nach Ansicht der Forscher könnten diese Substanzen die Basis für umweltverträgliche Herbizide darstellen.

Seit langem wird vermutet, dass die Flockenblume Centaurea maculosa – eine nahe Verwandte der Kornblume – mit chemischen Waffen agiert. Zwar produziert die Anfang des 20. Jahrhundert von Osteuropa nach Nordamerika verschleppte Pflanze große Mengen langlebiger Samen und wird von Vieh meist verschmäht. Diese Faktoren allein konnten aber nicht die Hartnäckigkeit erklären, mit der sie sich über Millionen Hektar von Weideland ausbreitete.


Erst jetzt konnten Jorge Vivanco und seine Kollegen von der Colorado State University in Fort Collins den Verdacht bestätigen. Dazu verglichen sie die von den Wurzeln der Pflanze abgegeben Chemikalien, bevor und nachdem sie das Gewächs beispielsweise mit Pilzextrakten in Alarmzustand versetzt hatten. Es zeigte sich, dass die Wurzelzellen von C. maculosa zwei so genannte Catechine produzieren, wie sie auch in Halbbitterschokolade oder in grünem Tee vorkommen.

Das Besondere dabei: Die beiden Moleküle verhalten sich zu einander wie Bild und Spiegelbild. Die eine Form, (+)-Catechin, hat antibakterielle Wirkung, während die andere, (-)-Catechin, zahlreiche Pflanzen schädigt. Auf Weizen und andere Gräser hat sie jedoch nur geringe Wirkung und wird im Boden relativ schnell zu harmlosen Verbindungen abgebaut. Diese Eigenschaften prädestinieren sie für den Einsatz in der Landwirtschaft. Dementsprechend haben die Forscher ihre Entdeckung bereits zum Patent angemeldet.

“Seit Jahren haben Wissenschaftler die Flockenblume im Verdacht, derartige Chemikalien zu produzieren”, so Vivanco. “Im Boden wurden sie jedoch nicht fündig, da es fast unmöglich war, diese von all den anderen, natürlicherweise im Boden vorkommenden Substanzen zu trennen. Wir haben dagegen in der Pflanze selbst gesucht.”

Zusammen mit mehreren Firmen loten die Wissenschaftler derzeit das Potenzial der Catechine aus. Erste Versuche hätten gezeigt, dass (-)-Catechin nach dem Versprühen ähnlich effektiv sei wie 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure. Diese auch als 2,4-D bezeichnete Substanz ist eines der ältesten Herbizide überhaupt und war Bestandteil des während des Vietnamkriegs versprühten “Agent Orange”. Schon binnen ein bis zwei Jahren könnten entsprechende Produkte im Handel stehen, glauben die Forscher.
Quelle: Freenet.de Wissenschaftsnews

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