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Chemie-Gewerkschaft fordert reale Einkommenserhöhung

March 8, 2005 by  

In der Chemie-Tarifrunde will die IG BCE eine reale Einkommenserhöhung für die 550 000 Beschäftigten durchsetzen. Diese Empfehlung an die Tarifkommissionen beschloss der Hauptvorstand, ohne eine bezifferte Forderung vorzugeben.

Der Tarifabschluss solle die Produktivitätssteigerung der Branche von etwa 2,2 Prozent berücksichtigen und einen Ausgleich für die Preissteigerung von 1,6 Prozent sicherstellen, heißt es in der Empfehlung. «Die Erhöhung der Einkommen steht in diesem Jahr an erster Stelle», sagte der für Tarifpolitik verantwortliche IG BCE- Vize Werner Bischoff.


Die Chemiearbeitgeber verlangten eine moderate Tarifentwicklung. «Angesichts der fragilen Konjunkturaussichten ist eine tarifpolitische Stabilitätsrunde erforderlich, die für alle Unternehmen dauerhaft bezahlbar bleibt», sagte der Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbandes Chemie (BAVC), Hans-Carsten Hansen.


Die Forderung nach einer finanziellen Besserstellung von Gewerkschaftsmitgliedern lehnten die Arbeitgeber klar ab. Positiv bewerteten sie, dass die IG BCE auf eine bezifferte Forderung verzichtet hat. Dies lasse Spielraum für die Suche nach einem stabilitätsgerechten Tarifkompromiss, sagte Hansen.


Darüber hinaus strebt die Gewerkschaft mehr Ausbildungsplätze in der Branche und eine verbindliche tarifliche Altersvorsorge an. Ein weiteres Ziel ist es, Gewerkschaftsmitglieder bei tariflichen Leistungen besser zu stellen. «Wir wollen die Tarifrunde nutzen, um hier die Tür zu öffnen», sagte Bischoff. Die IG Metall in Nordrhein- Westfalen hat bereits Tarifvereinbarungen mit Bonus-Leistungen nur für Mitglieder abgeschlossen. Auch bei ver.di in Niedersachsen sind tarifliche Sonderzahlungen nur für Mitglieder im Gespräch, um attraktiver zu werden und den Mitgliederschwund zu stoppen



Über eine generelle Verlängerung der Arbeitszeit will die IG BCE in der Tarifrunde nicht reden. In der chemischen Industrie gebe es bereits ein hohes Maß an Flexibilität, erklärte die Gewerkschaft. Dazu gehörten ein Arbeitszeit- und Entgeltkorridor sowie Öffnungsklauseln für Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. «Unsere Vereinbarungen befinden sich auf der Höhe der Zeit», heißt es in der Forderungsempfehlung. Gleichzeitig erinnerte die IG BCE daran, dass es bei guten betrieblichen Ergebnissen auch Spielräume nach oben geben, die bislang nur unzureichend genutzt würden.


Die Tarifverträge laufen regional unterschiedlich Ende Mai, Juni und Juli aus. Die Verhandlungen werden voraussichtlich im Mai auf regionaler Ebene beginnen. Der neue Tarifvertrag soll eine Laufzeit von zwölf Monaten haben. Der letzte Abschluss sah eine Entgelterhöhung von 1,5 Prozent sowie eine Einmalzahlung von 7,2 Prozent eines Monatsentgelts vor. Damit lag das Gesamtvolumen bei 2,1 Prozent. Zudem verpflichteten sich die Arbeitgeber, im Herbst 2005 ihr Angebot an Lehrstellen in Westdeutschland um zwei Prozent zu erhöhen. In der ostdeutschen Chemie-Industrie sollen die Entgelte bis 2009 an das Westniveau angeglichen werden.

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