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Bundesdeutsche Kompetenzzentrum für Nanotechnologie u. Werkstoffe

May 21, 2002 by  

Saarbrücken und Tübingen gewinnen neues Gewicht für die industrielle Technologieentwicklung. Sie bilden gemeinsam das deutsche Kompetenzzentrum für Nanotechnologie zur Entwicklung neuer High-Tech-Werkstoffe. In einem vom Bundesforschungsministerium (BMBF) ausgeschriebenen Programm zur breiten industriellen Einführung der Nanotechnologie in Deutschland hat eine hochkarätige internationale Jury dem Projekt des Saarbrücker Instituts für Neue Materialien (INM) und des Tübinger Instituts für Physikalische Chemie (IPC) den Zuschlag gegeben.


Die beiden Institute wurden damit zu den Brennpunkten eines technologischen Netzwerkes, dem inzwischen 114 Mitglieder angehören: 19 Universitätsinstitute, 23 Forschungsinstitute, 15 grosse Industrieunternehmen sowie 57 mittelständische Firmen. Die 114 Teilnehmer spielen entweder bei der Entwicklung oder der Anwendung neuer Nano-Werkstoffe eine spezielle Rolle.

“Wir hegen bei der Nanotechnik sehr große Erwartungen,” sagt Dr. Bernd Kramer, Leiter der Abteilung Innovationsorientierte Chemische und Physikalische Forschung und Nanotechnologie im Bundesforschungsministerium. “Während die Mikroelektronik den technischen Fortschritt indirekt über die Informationstechnik forcierte, werden Nanotechnologien – von der Medizin bis zum Kraftfahrzeugbau – praktisch alle technischen Bereiche direkt beflügeln.” Das mit 150 Mio. DM veranschlagte Technologieprogramm fördert in der Nanotechnologie neben dem Thema der Nanowerkstoffe auch Ultradünne Schichten (Kompetenzzentrum Dresden), Nanostrukturen in der Optoelektronik (Berlin), Laterale Nanostrukturen (Aachen), Ultrapräzise Oberflächenbearbeitung (Braunschweig) und Nanoanalytik (Hamburg).

Hauptaufgabe der Nanokompetenzzentren ist es, in den jeweiligen Sektoren heimische Forschungs- und Anwendungkapazitäten zu koordinieren und zu bündeln, Synergien herzustellen, zukunftsträchtige Entwicklungsprojekte zu definieren und zu managen.

Die Stärke der Saarbrücker und Tübinger Forscher sind sogenannte chemische Nanotechnologien, die eine neue Werkstoffwelt eröffnen. Der fachliche Titel des Kompetenzzentrums ist daher “Nanotechnologie: Funktionalität durch Chemie”. Der Clou ist dabei eine besondere Form der Materie: Wenn bekannte Materialien zu millionstel Millimeter (Nanometer) kleinen Nanoteilchen geformt werden, zeigen sie plötzlich neue Eigenschaften – Metalle werden zu Farbstoffen, Keramik wird glasklar oder elektrisch leitend, Glas wird zum hitzefesten Klebstoff etc. Kombiniert man Nanopartikel mit neuen chemischen Synthesen, entstehen vielfältige neue Werkstoffe mit bisher unbekannten Eigenschaften. Während das Saarbrücker INM seit 1990 die Entwicklung neuer Werkstoffe für viele Branchen verfolgt, konzentrieren sich die Tübinger auf die Sensorik mit Nanotechnologie.

Neben der fachlichen Kompetenz hat die Wahl von INM und IPC einen weiteren entscheidenden Grund: “Wir bilden im Spektrum der 114 Mitglieder des Netzwerks die Brücke zwischen Forschung und Industrie”, sagt INM-Geschäftsführer Prof. Helmut Schmidt. “Wissenschaftlich werden Nano-Themen heute weltweit überall untersucht. Die technologische Umsetzung interessanter Grundlagenergebnisse bis zur Industriereife wird dagegen aber kaum geboten.” Auf die kommt es aber bei dem Nanokompetenzzentrum an, denn ihr Ziel ist es, neue industrielle Hightech-Aktivitäten zu generieren.

Das INM wie auch das IPC sind bei der Umsetzung Vorreiter, sie decken ihren Etat bereits zu einem großen Teil durch Industrieprojekte. Die Mitarbeiterzahl des INM ist damit auf über 270 gewachsen, das IPC steht derzeit bei 120.

Das Kompetenzzentrum hat bereits eine Reihe von F&E-Projekten im BMBF vorgelegt, bei denen Forschungseinrichtungen und Firmen des Netzwerks kooperieren. Finanziert werden die bewilligten Projekte zu 50% mit Bundesmitteln und zu 50% von den beteiligten Firmen. Ziel der BMBF-Initiative ist es nicht zuletzt, den Weg zur Gründung neuer Unternehmen zu ebnen, die Nanoprodukte herstellen.

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