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Brandschutzexperten an der Fridericiana erstellen Lehrfilm

May 24, 2004 by  

Zunächst ist es nur eine kleine Flamme, die hinter dem Sofa-Kissen hervorzüngelt. Nach fünf Minuten brennt die Couch in der Ecke des Wohnzimmers schon so stark, dass geschmolzenes Polstermaterial brennend auf den Teppich tropft. Nach etwa elf Minuten scheint die Luft plötzlich Feuer zu fangen, die Flammen erfassen das gesamte Mobiliar, das Zimmer ist in schwarzen Rauch gehüllt, schon schlagen Flammen aus dem Raum – was sich dramatisch anhört, blieb im geschilderten Fall jedoch stets unter Kontrolle: Fachleute ergriffen ein bereitliegendes Strahlrohr und löschten den Brand innerhalb kurzer Zeit. Dieter Brein, Leiter der Forschungsstelle für Brandschutztechnik an der Universität Karlsruhe, ist mit dem Versuch zufrieden: Sein Team hat die Simulation der Ausbreitung eines Brandes in einem Wohnzimmers auf mehreren Kameras festgehalten. Außerdem haben die Wissenschaftler die Temperatur- und Schadstoffentwicklung während des Versuchs registriert.


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In einer großen Brandversuchshalle führen die Karlsruher Brandexperten regelmäßig Versuchsbrände im Realmaßstab durch, um die Effizienz von Neuentwicklungen bei Löschverfahren und Löschmitteln für den Feuerwehreinsatz zu erforschen. Die Untersuchungen sollen außerdem bei der Suche nach Methoden helfen, mit denen sowohl der Löschwasserschaden begrenzt als auch die Gefährdung der Feuerwehrleute minimiert werden kann. Auch Feuerwehren können die Halle benutzen, um neue Methoden zu testen. Trotzdem stellt der beschriebene Versuch eine Besonderheit im Alltag der Forschungsstelle, die der Fakultät für Chemieingenieurwesen und Verfahrenstechnik angegliedert ist, dar: \”Das Ziel dieses Versuchs ist es, einen Film zur Erwachsenenfortbildung zu erstellen\”, erklärt Brein. Der Landesfeuerwehrverband Nordrhein-Westfalen hat den Karlsruher Forschern den Auftrag für die Erstellung eines Lehrfilms erteilt, finanziell unterstützt werden sie dabei von der Westfälischen Provinzial-Versicherung der Sparkassen in Münster, die als Sponsor einen maßgeblichen Anteil der Kosten übernimmt.

Die aufgenommenen Bilder zeigen den typischen Ablauf eines Brandes in einem Wohnzimmer: Zunächst brennt nur das Möbelstück, das Feuer gefangen hat – in diesem Fall handelt es sich um ein Sofa in der Ecke, das in Brand gesetzt wurde. In den folgenden Minuten beschränkt sich das Feuer weitgehend auf dieses Möbel, bis es plötzlich zu dem Phänomen kommt, das Fachleute als \”Flashover\” bezeichnen: Das gesamte Zimmer fängt Feuer. Brein: \”Es handelt sich dabei um ein schlagartiges Durchzünden mit dem Übersprung des Feuers auf brennbare Oberflächen im Raum, wie insbesondere Einrichtungsgegenstände, aber teilweise auch Wand- und Deckenbekleidungen\”. Ursache für diese plötzliche Verschärfung der Situation sei vor allem die extrem hohe Temperatur in der Rauchschicht unter der Zimmerdecke, die dazu führe, dass brennbare Gase aus der Einrichtung entweichen und sich unter der Decke sammeln. Sobald diese Mischung aus Gasen und Luft ihre Zündtemperatur erreicht hat, entzündet sie sich laut Brein nahezu schlagartig. Die Folge: Das restliche Zimmer steht innerhalb kürzester Zeit in Brand.

Fachleute setzen diese Erkenntnisse im Brandschutz um. Viele Möbel enthalten deshalb bereits Zusätze, die die Entzündung verhindern beziehungsweise verzögern. So wird die Zeitspanne, die bis zum Feuerübersprung bleibt, vergrößert. \”Außerdem ist die Früherkennung im Wohnbereich wichtig\”, ergänzt Brein. Der Fachmann empfiehlt Rauchmelder, die nicht nur einen Brand erkennen sondern auch durch ein lautes Alarmsignal anzeigen.

Um die Realität so genau wie möglich nachzubilden, musste die Ausstattung des \”Modell-Zimmers\” einem typischen Wohnzimmer entsprechen: Die Mitarbeiter der Forschungsstelle haben die Möbel deshalb gezielt ausgewählt und eine durchschnittliche Ausstattung – Sitzgruppe, Tisch, Schrankwand, Sideboard – zusammengestellt. Nachdem das Feuer gelöscht und der Rauch abgezogen war, blieben davon größtenteils nur verkohlte Gerippe zurück. Trotzdem blieben die Augen trocken, denn: Die Möbel waren bereits vor dem Brand für den Sperrmüll bestimmt.

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