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Die Erfindung von blauen und purpurnen Farbpigmenten im Alten Ägypten

January 7, 2003 by  

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Nach dem Jahr der Lebenswissenschaften und dem Jahr der Geowissenschaften folgt 2003 das Jahr der Chemie. Die Fakultät für Chemie und Mineralogie der Universität Leipzig und die Gesellschaft Deutscher Chemiker laden aus diesem Anlass zu einer öffentlichen Vorlesung ein, die sich der Chemie in der Antike zuwendet. :-a

Die Vorlesung hält Prof. Heinz Berke aus Zürich ein, der zum Thema “Die Erfindung von blauen und purpurnen Farbpigmenten” spricht.

Zeit: 9. Januar 2003, 16.00 Uhr
Ort: Arthur-Hantzsch-Hörsaal der Fakultät für Chemie, Johannisallee 29

Bereits in frühen Kulturen vollbrachten die Menschen erstaunliche Leistungen bei der Herstellung von Farben. Eine Farbe wurde besonders hoch geschätzt: Die Farbe “blau” – die Farbe der Könige und Götter. Es war keine der relativ leicht erhältlichen Erdfarben, sondern die Blaupigmente waren nur über komplizierte Syntheseverfahren zu gewinnen. Allein eine konstante Ofentemperatur von 800 bis 900 0C (Ägyptisch Blau) bzw. 1000 0C (Chinesisch Blau) über längere Zeit aufrecht zu erhalten, und das ohne Thermometer, war eine Leistung. Kein Wunder, dass die blauen Farbpigmente so wertvoll waren.

Prof. Berke berichtet darüber in einer Fachzeitschrift für Chemie: “Die Zusammensetzung von Ägyptisch Blau blieb in Proben, die einen Zeitraum von etwa 4000 Jahren überstreichen, relativ konstant. Offenbar wurde die Notwendigkeit bestimmter Mengenverhältnisse der Ausgangsstoffe bereits sehr früh erkannt.” Schon vor über 5000 Jahren konnte man blaue Farbpigmente so herstellen. “Spuren eines als Ägyptisch Blau bezeichneten Calcium-Kupfer-Silicates finden sich z.B. an einem Olivenölbehälter aus der Zeit um 3600 v. Chr.,” so Berke. Auch der Krone der Nofretete sowie unzähligen anderen antiken Kunstobjekten verlieh Ägyptisch Blau ihre Farbe.

Auch im antiken China begegnete man dem Blau-Mangel mit ausgeklügelter Chemie. Die chinesischen Blaupigmente sind chemisch eng verwandt mit Ägyptisch Blau, enthalten jedoch Barium statt Calcium. “Chinesisch Blau” und “Chinesisch Purpur” finden sich etwa in der Bemalung der Terracotta-Armee. Berke: “Einige Datierungen gehen zurück bis etwa 500 v. Chr.”

Die Herstellung der chinesischen Pigmente war deutlich schwieriger als die der ägyptischen. Das größte Problem: Nur bestimmte, sehr seltene Barium-Mineralien lieferten zufrieden stellende Resultate. Die frühen chinesischen Chemiker kamen aber auf einen genialen Trick: Sie verwendeten das zwar ungeeignete, aber häufig vorkommende Baryt – unter Zusatz von Bleisalzen. Die Bleisalze wirken als Katalysator und setzen Baryt zu einer wirksamen Bariumverbindung um.

Sollten sich beide so ähnlichen Pigmentsynthesen völlig unabhängig voneinander entwickelt haben? Berke hält einen Technologietransfer” auch aufgrund der chemischen Verwandtschaft für plausibler: Das ägyptische Know-how könnte sich entlang der Seidenstraße bis nach China verbreitet haben. Darauf aufbauend könnte die chinesische Variante entwickelt worden sein.

Dies und mehr erfährt man in der spannenden Vorlesung am 9.Januar. Prof. Joachim Sieler von der Universität Leipzig und Vorsitzender des Ortsverbandes Leipzig der Gesellschaft Deutscher Chemiker, möchte dazu alle Interessierten herzlich einladen, sieht er doch darin eine Möglichkeit, den Dialog zwischen Wissenschaftlern und interessierter Öffentlichkeit als traditionellem Anliegen der themenbezogenen Jahre zu fördern.

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