Wissenschafts- und Instrumentengeschichte nicht nur für Kenner
July 23, 2003 by admin
Sean F. Johnston erhält Paul-Bunge-Preis
Mit “A History of Light and Colour Measurement: Science in the Shadows”, publiziert im Dezember 2001, überzeugte Dr. Sean F. Johnston von der Universität Glasgow die Juroren des Paul-Bunge-Preises. Dieser wird Johnston zur Eröffnung der Jahrestagung Chemie der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) am 6. Oktober 2003 an der Münchener Universität verliehen.
Der Paul-Bunge-Preis der Hans R. Jenemann-Stiftung wird für Arbeiten zur Geschichte wissenschaftlicher Instrumente vergeben. Johnstons Publikation spannt den Bogen von den Anfängen der Photometrie im 19. Jahrhundert bis in die 1950/60er Jahre. Die Arbeit besticht durch klare Gliederung und Thesen und beeindruckt durch ihre Darstellungsweise, indem sie komplexe Sachverhalte sehr gut verständlich macht. Diese umfassende Geschichte der Photometrie, Colorimetrie und Radiometrie im 19./20. Jahrhundert behandelt die Herausbildung des Gebietes durch Wechselwirkung unterschiedlicher technisch-wissenschaftlicher Subkulturen, die Etablierung der Verfahren sowie die institutionellen und legislativen Rahmen im Kontext von Industrialisierung und militärischer Nutzung – fundiert, klar und exzellent lesbar, mit wissenschaftspolitischen und ökonomischen Aspekten. Johnston hat den Stoff nicht allein für intime Kenner aufbereitet. Er beschäftigt sich zudem auch allgemein mit optischen Methoden und Geräten für Anwendungen in Chemie und Physik.
Johnston studierte Physik an der Simon Fraser Universität in Kanada und promovierte zur Geschichte und Philosophie der Wissenschaften an der Universität Leeds (GB). Er arbeitete zunächst als Instrumentalphysiker und technischer Manager bei kanadischen und britischen Firmen und hatte dann verschiedene Zeitarbeitsstellen an Forschungsinstitutionen. Nach Lehraufträgen an der Universität Leeds und geschichtlichen Forschungen an der Universität York ist Johnston nun Lehrbeauftragter für “Science Studies” an der Universität Glasgow, in denen die Geschichte, Philosophie und Soziologie der Naturwissenschaften, Technik und Medizin mit ihren kulturellen und intellektuellen Aspekten behandelt wird. Seine Forschungsinteressen gelten ebenfalls diesen Themen mit Schwerpunkt Instrumentengeschichte. Sein Hauptaugenmerk richtet sich derzeit auf die Geschichte der Holographie.
Der Paul-Bunge-Preis 2003 wird vom Präsidenten der GDCh, Professor Dr. Fred Robert Heiker, anlässlich der Eröffnung der GDCh-Jahrestagung in München verliehen. Laudator ist der Regensburger Wissenschaftshistoriker Professor Dr. Christoph Meinel. An der Eröffnung nimmt auch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Edelgard Bulmahn, teil.
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