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Text Mining ist eine Schlüsseltechnologie

October 13, 2003 by  

Experten aus industrieller und akademischer Forschung berichteten auf Schloss Birlinghoven über den Einsatz der Technologie in den Life Sciences.

Text Mining entwickelt sich zum unverzichtbaren Bestandteil der IT-Infrastruktur in Medizin, Pharmazie und Mikrobiologie. Auf einem Symposium auf Schloss Birlinghoven in Sankt Augustin am Mittwoch, den 1. Oktober wurde die Bedeutung entsprechender Verfahren für Forschung und Management in den Life Sciences in Präsentationen und Vorführungen unterstrichen. Zu dem Symposium hatten das Fraunhofer-Institut SCAI, das Softwarehaus TEMIS und IBM gemeinsam eingeladen, um Experten aus Industrie und Forschungseinrichtungen zu einer Bestandsaufnahme sowie zum Austausch über die künftigen Anforderungen an Text-Mining-Systeme zusammen zu bringen.


Therese Vachon von Novartis Pharma beschrieb in ihrem Vortrag die Einbettung von Textanalyseverfahren in die globale Knowledge-Management-Infrastruktur ihres Unternehmens. Angesichts der enormen und stetig wachsenden Mengen verfügbarer Dokumente einerseits und der unzureichenden Qualität herkömmlicher manueller Indexierung andererseits sei der Einsatz von Text Mining längst eine schlichte Notwendigkeit. Das Novartis-Informationsportal könne auf diese Weise Tausenden von Forschern und Analysten im Unternehmen Zugriff auf eine einheitlich erschlossene und stets aktuelle Datenmenge bieten, die sich mit herkömmlichen Suchmethoden nicht mehr organisieren ließe.

Für Martin Hofmann und sein Team vom SCAI besteht die Herausforderung derzeit in der Integration unstrukturierter Informationen in textueller Form mit strukturierten Informationen aus Tabellen und Datenbanken. In mehreren Fallstudien illustrierte er den Nutzen, der sich aus der Kombination statistischer Analyseverfahren und intelligenter Text-Mining-Verfahren für die Suche nach neuen Wirkstoffen und Therapien ziehen läßt.

Die Sicht der Software-Industrie steuerte Charles Huot von TEMIS bei. Bei Novartis und am SCAI steuert TEMIS die zugrundeliegende Text-Mining-Technologie bei. Die dort und anderswo gewonnenen Erfahrungen fließen derzeit in die Entwicklung von replizierbaren, für die Analyseerfordernisse der Life-Science-Industrie maßgescheiderten Lösungen ein, die als “TEMIS Metadata Server” dem Benutzer präkonfigurierte Dienste für anspruchsvolle Analyse- und Indexierungsaufgaben anbieten. Eine Beschreibung der in solchen Projekten einsetzbaren Datenbanktechnologien stellte Sebastian Goeser von IBM vor.

Wie sehr die vorgestellten Technologien bereits in die Praxis in Forschung und Therapie im klinischen Alltag vorgedrungen sind, erläuterte Albert Becker von der Universitätsklinik Bonn. Funktionsnetzwerke von Proteinen, die über Text-Mining-Verfahren erstellt wurden, haben dort einen Weg zu einem neuen Verständnis der molekularen und genetischen Grundlagen von Epilepsieerkrankungen eröffnet.

Die Tatsache, dass die meisten großen Pharma-Firmen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz ihre Vertreter nach Sankt Augustin entsandt hatten, unterstreicht den Stellenwert, den das Thema Text Mining inzwischen in dieser Industrie und darüber hinaus im allgemeinen Gesundheitswesen besitzt. Die Nutzbarmachung immer größerer Textmengen zur Entscheidungsunterstützung in Unternehmensführung, Wirkstoffforschung oder klinischer Therapie erfordert Verfahren, die über herkömmliche Suchtechniken hinausgehen. In Sankt Augustin konnten die Teilnehmer des Symposiums einen Eindruck davon gewinnen, wie weit der Einsatz der Text-Mining-Techniken bereits fortgeschritten ist.

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Stefan Geissler ist Managing Director der TEMIS Deutschland GmbH in Heidelberg

Weitere Informationen finden Sie im WWW:

http://www.scai.fhg.de

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