Kälte setzt Insektenflug ein Ende
October 9, 2003 by admin
Warmer Sommer förderte auch seltene Insekten
Für Insekten ist der Winter bereits gekommen. Kalte, regnerische Tage lassen Insekten zu Milliarden erstarren und sterben. Der warme Sommer war für Insekten optimal, wie die Biologische Bundesanstalt in Braunschweig mitteilt. Selbst extrem seltene Arten wie die Große Raupenfliege wurden gefunden. Auch für das Insekt des Jahres 2003, die Feldgrille war es ein gutes Jahr.
Die eigentlich scheue Feldgrille hat sich in einigen Teilen Süddeutschlands so stark vermehrt, dass sie sehr zum Ärger der Gärtner Rasen beschädigte und jetzt bei einsetzender Kälte in die Häuser wanderte. Bis vor wenigen Tagen konnten auch andere Heuschrecken, wenn nicht gesehen, so doch gehört werden. Das Große Heupferd, Tettigonia viridissima, zirpte überall im hohen Gras.
Zu den äußerst seltenen Insekten zählt die Große Raupenfliege Tachina grossa. Sie wirkt aufgrund ihrer starken Behaarung richtig flauschig. Sie ist schwarz, hat aber einen gelb-behaarten Kopf mit auffallend dunkelbraunen Augen. Ihre Raupen parasitieren Schmetterlinge, wie den Brombeerspinner oder den Eichelspinner. Raupenfliegen legen ihre Eier in Raupen und sind in der Land- und Forstwirtschaft sehr wichtig, da sie zum biologischen Gleichgewicht beitragen.
Häufig zu beobachten waren Schmetterlinge aus der Gruppe der Schwärmer. In das Naturkundemuseum in Berlin kamen viele Leute mit Exemplaren oder Bildern des Windenschwärmers, der wie alle Schwärmer durch seine Größe auffiel.
In der Landwirtschaft und im Gartenbau kam es nur stellenweise zu einer Vermehrung von schädlichen Insekten. Durch das warme Wetter hatten sich auch die Nützlinge gerade in Gärten sehr vermehrt, so dass Blattläuse kaum eine Rolle spielten. In einigen Gebieten Nordwestdeutschlands trat allerdings die Kreuzdornlaus, Aphis nasturtii, besonders stark auf. Stellenweise machte sich der Pflaumenwickler, eine Schmetterlingsart, über die Pflaumen her. Deren Larven, gemeinhin als Pflaumenmade bekannt, fiel unangenehm auf.
In Gärten wie in der Landwirtschaft hatte sich der Kartoffelkäfer stark vermehrt. In Ostniedersachsen waren die Käfer zu Millionen in ein angrenzendes Dorf gewandert, da der Kartoffelacker leer gefressen war. Kartoffelkäfer konnten aufgrund der Hitze nicht nur zwei, sondern drei Generationen bilden, so die Biologische Bundesanstalt.
Ähnliches Glück hatten auch die Borkenkäfer in den deutschen Nadelwäldern. Auch hier konnten sich drei Generationen bilden und damit mehr Bäume befallen als bisher. Aufgrund der Trockenheit hatten die Bäume nicht genügend Harzfluss. Bohren die nur zwei Millimeter großen Borkenkäfer Fichten an, so werden sie in der Regel mit einem Harztropfen festgeklebt und damit abgetötet. Hat es aber der hundertste oder tausendste kleine Käfer geschafft in den Baum einzudringen, dann sendet er Lockstoffe aus und signalisiert seinen Genossen “Alle herkommen, hier gibt es was zum Fressen”. Für Waldbesitzer ist das natürlich katastrophal.
Die einzige Gruppe von Insekten, die dieses Jahr nicht zum Zuge kam, waren Mücken. Aufgrund der extremen Trockenheit waren nirgendwo Pfützen oder Wasserlachen zu finden, in denen sich die Tiere vermehren konnten. Wespen und Hornissen traten in größerer Zahl auf als sonst, waren während der Hitzeperiode jedoch kleiner als üblich.
Insgesamt war das Jahr nicht nur für Insekten, sondern auch für Insektenliebhaber ein tolles Jahr. Im wissenschaftlichen Bereich finden sich Insektenkundler/Entomologen in einer Vielzahl von regionalen und überregionalen Vereinen zusammen. Wahrscheinlich sind es mehrere Tausend, die sich mit Insekten beschäftigen. Wer sich intensiver über die relativ kleinen Krabbeltiere informieren möchte: in Naturkundemuseen, wie auch in zoologischen Gärten können viele Insekten lebend oder auch als Präparate besichtigt werden. Eine wunderbare Sammlung von Insekten hat auch das in Eberswalde angesiedelte Deutsche Entomologische Institut mit mehr als drei Millionen Präparaten. (BBA)
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