Keine Trennung zwischen Grundlagen und Anwendung
August 3, 2003 by admin
Neu an der Universität Jena: der Anorganiker Prof. Dr. Winfried Plass
Wissenschaftliche Breite kennzeichnet Prof. Dr. Winfried Plass (42). “Ich versuche, mir viel anzugucken”, sagt der neue Lehrstuhlinhaber für Anorganische Chemie an der Universität Jena. Der gebürtige Schwabe beschäftigt sich daher sowohl mit magnetischen Eigenschaften von Molekülverbindungen als auch mit bioanorganischen Themen. Das Berechnen von Strukturen und physikalischen Eigenschaften von Molekülen gehört ebenfalls zu seinen Arbeitsgebieten.
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Mit Chemie die Natur nachzuahmen, ist eines seiner Ziele – mit dem er sehr gut zum bestehenden Chemie-Sonderforschungsbereich 436 (SFB) der Jenaer Universität passt, an dem er in Zukunft mitarbeiten wird. Dabei ist sich Plass allerdings bewusst, “dass die Chemie nie besser sein wird als die Natur”. Doch er will möglichst viel von ihr lernen und dabei neue Eigenschaften und Funktionsweisen der untersuchten Stoffe entdecken.
Es sind v. a. metallhaltige Stoffe, die Plass interessieren. So hat er in seiner Habilitation 1997 an der Uni Bielefeld u. a. die Eigenschaften von Vanadium in speziellen Enzymen untersucht. Forschungen, die er nun im SFB der Uni Jena fortsetzen wird. In seiner Promotion (1989) an der Uni Stuttgart bewies er bereits, dass sich ungesättigte Phosphor-Kohlenstoffverbindungen – so genannte Phosphorylide – sowohl linear als auch zyklisch gestalten lassen.
Bei all seinen Untersuchungen – die ihn auch in die USA, nach Tschechien und Österreich führten – ist es das wissenschaftliche Erkenntnisstreben, das Plass treibt. “Ich suche nicht krampfhaft die Anwendung”, sagt er, ist aber “für spin offs jederzeit offen”. “Ich sehe keine strikte Trennung zwischen Grundlagen und Anwendung”, lautet ein weiteres Credo des Chemikers, der bereits die Zelte in Siegen, wo er zuvor eine Professur inne hatte, abgebaut hat und mit Frau und den beiden Kindern nach Jena gezogen ist.
Die Friedrich-Schiller-Universität hat er dabei bewusst gewählt. Die Nachfolge von Prof. Dr. Ernst-Gottfried Jäger – “der in der Wissenschaft weltweit kein unbeschriebenes Blatt ist”, so Plass über seinen Vorgänger – antreten zu können, sei ein Ehre und auch das Umfeld biete gute Arbeitsbedingungen. Damit sich diese in Zukunft noch verbessern, hat ihn die Fakultät direkt zum Verantwortlichen für den Neubau Anorganik bestimmt – denn derzeit arbeiten die Chemiker über die ganze Stadt verstreut in Übergangslösungen. Wegen dieser aufwändigen Aufgabe ist Plass auch über die Vorlesungspause froh, obwohl für ihn Lehre “einen hohen Stellenwert” hat. Ihre Bedeutung schätzt der Pragmatiker u. a. deshalb so hoch, weil “die Leute, mit denen man in der Forschung arbeitet, nur so gut sind, wie man sie ausbildet” – ein großer Ansporn für den Neu-Jenaer, exzellente Lehre zu betreiben.
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