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Bayer erwartet für 2003 Steigerung des operativen Ergebnisses

March 13, 2003 by  

Leverkusen – Eine Steigerung des operativen Ergebnisses im laufenden Geschäft erwartet der Bayer-Konzern für 2003. “Hierbei bauen wir vor allem auf unsere eigenen Maßnahmen zur Verbesserung der Ertragskraft”, sagte der Bayer-Vorstandsvorsitzende Werner Wenning auf der Bilanz-Pressekonferenz in Leverkusen. Voraussetzung sei aber, dass sich die derzeitigen Rahmenbedingungen nicht gravierend verschlechterten. Die Entwicklung bei Umsatz und operativem Ergebnis in den ersten zwei Monaten 2003 sei ermutigend gewesen, so dass Anlass zu verhaltenem Optimismus bestehe.


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Das abgelaufene Geschäftsjahr 2002 bezeichnete der Bayer-Chef als “ein Jahr des Übergangs.” Die Ziele, die sich der Konzern bei der Neuausrichtung gesetzt habe, seien erreicht worden. Alle Ankündigungen habe Bayer erfüllen können und zum Teil sogar übertroffen. Wenning: “Ich bin überzeugt, dass wir mit unserer Neuausrichtung eine hervorragende Ausgangsbasis für eine erfolgreiche Zukunft geschaffen haben.”

Nicht zufrieden zeigte er sich hingegen mit dem Geschäftsverlauf in 2002. Die ungünstigen Rahmenbedingungen, hohe Einmalaufwendungen aufgrund des Erwerbs von Aventis CropSciene (ACS) sowie zahlreiche Restrukturierungsmaßnahmen belasteten das operative Geschäft. Im fortzuführenden Geschäft ergab sich daher bei einem um 1 Prozent auf 29 Milliarden Euro verringerten Umsatz beim operativen Ergebnis vor Sonderposten ein Rückgang um 46 Prozent auf 989 Millionen Euro.

Der Konzerngewinn stieg hingegen um 10 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro an. Dabei spielten Gewinne aus den umfangreichen Desinvestitionen eine große Rolle.

Um die Aktionäre in angemessener Weise an den Sondererträgen zu beteiligen, werden Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung die Ausschüttung einer gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividende von 0,90 Euro je Aktie vorschlagen. Das entspreche – gemessen am derzeitigen Bayer-Aktienkursniveau – einer Dividendenrendite von rund 8 Prozent. Wenning: “Damit unterstreichen wir, dass wir im Interesse unserer Aktionäre auch in schwierigen Zeiten weiter auf Dividenden-Kontinuität setzen.”

Im HealthCare-Geschäft sanken der Umsatz um 12 Prozent auf 9,4 Milliarden Euro und das operative Ergebnis vor Sonderposten um 21 Prozent auf 739 Millionen Euro. Für diese Entwicklung war laut Wenning vor allem die Pharma-Sparte verantwortlich, wo der Vermarktungsstopp von Lipobay/Baycol sowie Umsatzrückgänge bei den Medikamenten Ciprobay und Adalat zu verkraften waren. Entsprechend verringerte sich der Pharma-Umsatz um 23 Prozent auf 3,7 Milliarden Euro. Auch beim operativen Ergebnis vor Sonderposten ergab sich ein deutlicher Rückgang.

Nach Angaben des Bayer-Chefs ist die Zahl der Klagen im Zusammenhang mit dem im Sommer 2001 freiwillig vom Markt genommenen Medikament Lipobay auf zuletzt rund 8.400 gestiegen, davon allein 4.600 nahezu identische Klagen einer einzelnen Kanzlei ohne nähere Angaben zu den von den Klägern geltend gemachten Beschwerden. Diese Kanzlei habe auch mehr als die Hälfte der rund 600 neuen Klagen eingereicht. Diese Zahlen könnten sich ändern und sollen regelmäßig weiter auf der Bayer-Internetseite aktualisiert werden.

Bayer strebe nach wie vor an, Fälle mit schweren Nebenwirkungen außergerichtlich beizulegen. Bislang habe das Unternehmen über 500 Vergleiche ohne Haftungseingeständnis geschlossen und dafür etwa 140 Millionen Dollar bezahlt. Diesen Weg werde Bayer auf der Basis von Einzelfallprüfungen weiter gehen. Derzeit befinde man sich bei mehreren hundert weiteren Fällen in Vergleichsverhandlungen. Wenning betonte nochmals, dass Bayer sich entschieden in all den Fällen verteidige, in denen kein Zusammenhang zwischen Lipobay/Baycol und den geltend gemachten Beschwerden bestehe oder in denen sich kein fairer Vergleich erzielen lasse.

Sollten sich die Kläger trotz bestehender Verteidigungsargumente in erheblichem Umfang durchsetzen können, sei es möglich, dass der Konzern Belastungen ausgesetzt werde, die den versicherten Bereich übersteigen, sagte der Bayer-Chef. Aufgrund der erheblichen Unwägbarkeiten sei es derzeit nicht möglich, weitere Abschätzungen zum Umfang der Haftungsrisiken abzugeben. Eine über den Versicherungsschutz hinausgehende Vorsorge sei deshalb zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht erfolgt. Dieser Beurteilung habe sich der Wirtschaftsprüfer von Bayer angeschlossen. Wenning: “Wir verfolgen die Angelegenheit aber weiterhin sehr aufmerksam und werden die Frage der Bildung von Rückstellungen bei fortschreitendem Verfahrensverlauf immer wieder prüfen.”

Der Vorstandsvorsitzende wies darauf hin, dass in New York auch eine Aktionärsklage im Zusammenhang mit Lipobay/Baycol gegen Bayer sowie gegen Dr. Manfred Schneider als ehemaligen und ihn selbst als amtierenden Vorstandsvorsitzenden erhoben worden ist. “Wir werden diese inhaltlich prüfen und uns vehement dagegen zur Wehr setzen.”

Bayer ist nach Angaben von Wenning weiterhin fest davon überzeugt, dass das Unternehmen im Fall Lipobay/Baycol verantwortungsvoll und angemessen gehandelt hat. Das Medikament wurde weltweit über sechs Millionen Menschen verschrieben und hat sich bei der überwältigenden Mehrzahl der Patienten als sicher und wirksam erwiesen, ohne dass es zu schwerwiegenden Nebenwirkungen gekommen ist.

Im Gerichtssaal lege Bayer dar, dass Lipobay/Baycol bei bestimmungsgemäßer Anwendung ein sicheres und wirksames Arzneimittel gewesen sei. Das Unternehmen zeige Unterlagen, die belegen, dass Bayer den Gesundheitsbehörden, einschließlich der amerikanischen FDA, alle wesentlichen sicherheitsrelevanten Informationen zur Verfügung gestellt habe und dies bereits lange vor der Vermarktung bis nach der freiwilligen Rücknahme des Medikaments vom Markt. Wenning: “Und am allerwichtigsten, wir zeigen, dass für uns zu jeder Zeit die Patientensicherheit an allererster Stelle stand und steht.”

Bei Bayer CropScience wuchs der Umsatz durch die Akquisition von Aventis CropScience um 66 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. “Besonders wichtig war”, so Wenning, “dass unser altes Bayer-Geschäft in einem um 9 Prozent schrumpfenden Markt trotz des Integrationsprozesses Markanteile hinzugewinnen konnte.” Das operative Ergebnis vor Sonderposten war mit minus 15 Millionen Euro negativ. Allerdings müsse das Ergebnis vor dem Hintergrund des ACS-Erwerbs relativiert werden. So habe das erworbene Geschäft einerseits einen Ergebnisbeitrag von 120 Millionen Euro geleistet. Belastend wirkten sich vor allem die Abschreibungen und die Neubewertung der Vorräte im Zusammenhang mit der erstmaligen Einbeziehung von Aventis CropScience mit 536 Millionen Euro sowie die Integrationskosten mit 125 Millionen Euro aus.

Programme zur Effizienzverbesserung zeigen Wirkung

Das Bayer-Industriegeschäft litt 2002 unter der konjunkturellen Situation, der Währungskursentwicklung, Preisrückgängen und erhöhten Rohstoffkosten. So ging der Umsatz bei Polymers um 2 Prozent auf 10,8 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis vor Sonderposten konnte jedoch mit 418 Millionen Euro auf Vorjahresniveau gehalten werden. Wenning: “Hier zahlten sich unsere umfangreichen Programme zur Effizienzsteigerung aus, mit denen wir bereits 2002 deutliche Einsparungen erzielen konnten.”

Im Chemiebereich verringerten sich der Umsatz um 12 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro und das operative Ergebnis vor Sonderposten um 41 Prozent auf 160 Millionen Euro. Allerdings müsse hier die Situation der Tochter H.C. Starck, die besonders unter dem Einbruch der Elektronik-Branche zu leiden hatte, berücksichtigt werden. Ohne H.C. Starck sank das operative Ergebnis von Chemicals vor Sonderposten nur um 2 Prozent, bei einem Umsatzminus von 9 Prozent. Das verdeutliche die ersten Erfolge der eingeleiteten Maßnahmen auch in diesem Bereich.

Im laufenden Geschäftsjahr haben für Bayer die Verbesserung der Performance sowie die Lösung der strategischen Fragen höchste Priorität. Dazu gehören die konsequente Umsetzung der Programme zur Effizienzverbesserung mit beabsichtigten Einsparungen von 500 Millionen Euro allein in 2003, Straffung des Investitionsprogramms sowie eine weitere Optimierung des Umlaufvermögens. Außerdem soll die im vergangenen Jahr auf 8,9 Milliarden Euro abgebaute Nettoverschuldung weiter auf rund 7 Milliarden Euro reduziert werden.

Schließlich wird laut Wenning alles unternommen, um das Wertschöpfungs- und Wachstumspotenzial des Geschäfts-Portfolios bestmöglich zu nutzen. Der Konzern habe es konsequent in Richtung zukunftsorientierter Märkte ausgerichtet und werde diesen Weg weiter gehen. In rund 80 Prozent des Geschäfts belege Bayer derzeit führende Positionen. “Nur Aktivitäten, die langfristig eine Verzinsung über den Kapitalkosten erwirtschaften, sollen im Portfolio verbleiben.”

Im Rahmen der Neuausrichtung wurden nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden auch die mittelfristigen Renditeziele neu definiert: “Unsere Ziele sind ambitioniert, spiegeln aus unserer Sicht aber ein realistisches Szenario wider.” Unter der Annahme einer spätestens ab 2004 ansteigenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und ohne Berücksichtigung möglicher Portfolio-Veränderungen wird für den Gesamtkonzern bis 2006 eine EBITDA-Marge von 21 (2002: 10) Prozent angestrebt. Bei den Polymeren und in der Chemie lauten die mittelfristigen Zielrenditen 19 bzw. 17 Prozent EBITDA, für Bayer CropScience 29 Prozent.

Für den Gesundheitsbereich liegt die Zielrendite bei 20 Prozent EBITDA. “Wir sind sehr zuversichtlich, unsere Performance auch im HealthCare-Bereich signifikant verbessern zu können”, sagte Wenning. So gehörten die vier Divisionen Animal Health, Biologische Produkte, Consumer Care und Diagnostika bereits heute zu den Top-Playern in den jeweiligen Märkten.

Bei Pharma setze Bayer derzeit alles daran, die Ertragskraft zu stärken. Das betreffe nicht nur die Restrukturierung, wo bereits große Fortschritte erzielt worden seien, sondern auch die Markteinführung neuer Produkte. Wenning verwies dabei auf die gerade erfolgte EU-Zulassung von Levitra sowie weitere vielversprechende Produkteinführungen wie Cipro XR in den USA und die Ausbietung des Blutdrucksenkers Kinzalmono in fünf europäischen Ländern. In der Forschung wolle sich Bayer auf die Therapiegebiete Herz-Kreislauf – inklusive Stoffwechsel – und Antiinfektiva konzentrieren. Ferner sollen die Aktivitäten und Investitionen im Therapiegebiet Krebs kontinuierlich ausgeweitet werden.

Mit diesen Maßnahmen habe das Unternehmen – wie bereits in der Pressekonferenz im November 2002 angekündigt – sein Geschäft gestärkt, um den Wert der Bayer-Pharma-Aktivitäten zu maximieren. “Das ist eine wichtige Voraussetzung für die strategische Lösung unserer Pharma-Frage, die wir weiterhin mit Nachdruck vorantreiben”, betonte der Bayer-Chef.

In seinen Erläuterungen des Abschlusses für das Geschäftsjahr 2002 hob Finanzvorstand Klaus Kühn die positive Cashflow-Entwicklung und die damit verbundene Reduzierung der Nettoverschuldung auf 8,9 Milliarden Euro hervor. Der operative Brutto-Cashflow stieg um drei Prozent auf etwas mehr als 3 Milliarden Euro. Durch eine Verringerung des Working Capital um 1,4 Milliarden Euro wurde ein Netto-Cashflow von 4,4 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das ist eine Steigerung um 15 Prozent gegenüber dem bisherigen Höchstwert des Vorjahres.

“Unser Ziel, die Verschuldung unter 10 Milliarden zu bringen, haben wir damit klar übertroffen”, sagte Kühn. Die Reduzierung der Investitionsausgaben, die Erfolge beim Working Capital-Management und die Mittelzuflüsse aus dem in einem schwierigen Marktumfeld erfolgreich abgewickelten Desinvestitionsprogramm hätten dazu beigetragen, dieses Ziel zu erreichen.

Bayer habe zudem seine Finanzierung langfristiger ausgerichtet und werde auch künftig an seiner soliden Finanzpolitik festhalten. Daher würden die weiteren Mittelzuflüsse aus bereits vereinbarten Desinvestitionen primär zur Schuldentilgung eingesetzt. Kühn: “Damit verfügt Bayer aufgrund der konsequenten Rückführung der Verschuldung weiterhin über eine sehr gesunde Bilanz”. Die Bilanzsumme wuchs insgesamt um 4,7 Milliarden auf 41,7 Milliarden Euro. Beim Fremdkapital erhöhten sich die Finanzverbindlichkeiten in Folge der Finanzierung der ACS-Übernahme per Saldo um 2,8 Milliarden Euro. Das Eigenkapital reduzierte sich vor allem währungsbedingt um 1,6 Prozent auf 15,3 Prozent und die Eigenkapitalquote beträgt damit 37 Prozent.

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