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Acrylamid in Chips und Birchermüesli

June 5, 2002 by  

Schweizer Labors haben in Lebensmitteln grosse Mengen des krebserregenden Stoffes Acrylamid gefunden. Das hochgiftige Acrylamid entsteht beim Backen, Frittieren und Braten von stärkehaltigen Lebensmitteln. Besonders betroffen: Pommes Chips, Pommes Frites und Cerealien.

Viele Fussballfans sitzen in diesen Tagen am liebsten vor dem Fernseher, schauen WM, trinken dabei ein Bierchen und mampfen Unmengen von Chips. Doch die Lust auf Chips könnte manchem Fan vergehen: Das Kantonslabor Zürich hat Kartoffelchips, Pomme Frites, Birchermüesli und Knäckebrot auf Acrylamid untersucht, nachdem schwedische Wissenschaftler per Zufall in stärkehaltigen Lebensmitteln zwischen 30 und 2300 Mikrogramm des krebserregenden Stoffes gefunden haben. ?Die Resultate von Schweden finden wir auch bei uns?, bestätigt Daniel Imhof vom Kantonslabor Zürich.

Acrylamid entsteht beim Backen, Frittieren und Braten von stärkehaltigen Lebensmitteln. Bisher fand man Acrylamid vor allem in Verpackungen. Ein Grenzwert für den hochgiftigen Stoff existiert nur für Wasser: 0,5 Mikrogramm auf einen Liter Trinkwasser. Erschreckend hohe Werte fanden die Chemiker in Kartoffelchips: 4000 mal mehr als im Trinkwasser erlaubt ist. Das Zürcher Kantonslabor hat die Suche auf Brot, Rösti und andere Lebensmittel ausgeweitet und wurde auch hier fündig. Ob die entdeckten Acrylamid-Konzentrationen eine unmittelbare Gefahr für die Konsumentinnen und Konsumenten bedeuten, könne man heute noch nicht beurteilen, sagt Imhof.

?Wir müssen uns nun Gedanken machen, welche Massnahmen wir ergreifen?, sagte Urs Klemm, Vize-Direktor des Bundesamts für Gesundheit (BAG), im Kassensturz. Das BAG hat deshalb kurzerhand eine Expertenrunde einberufen. Ein erstes Treffen hat bereits statt gefunden.

Grosse Nervosität herrscht auch in der Lebensmittelbranche. Zweifel, der grösste Schweizer Pommes-Chips-Hersteller, hat bereits die Temperatur des Fritieröls gesenkt und versucht so, den Acrylamid-Gehalt in den Griff zu bekommen. Noch vor wenigen Wochen wusste man auch bei Zweifel nichts von Acrylamid in Lebensmitteln: ?Als wir erfuhren, dass die Schweden in Brot, Biskuits, Pommes Frites und Chips Acrylamid gefunden haben, sind wir aus allen Wolken gefallen.?, sagte Mathias Adank, CEO von Zweifel.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat für Acrylamid einen Höchstwert festgelegt: Schädlich sei täglich mehr als ein Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht. Gemäss BAG nimmt jeder Schweizer täglich rund 100 Mikrogramm Acrylamid zu sich. Experten rätseln nun, ob Acrylamid eine der Hauptursachen für Krebs sein könnte. Ende Juni findet dazu in Genf eine Tagung der WHO statt.

(Kassensturz vom 4.6.2002)

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