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1. Leipziger Research-Festival, ein Fest der Forschung

October 15, 2002 by  

Das Research Festival ist interdisziplinär angelegt und soll vor allem junge Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche und Fakultäten zusammenbringen. Leipzig entwickelt sich immer mehr zur wissenschaftlich herausragenden Stadt der Medizin und Lebenswissenschaften (life sciences). Erst kürzlich konnten die Leipziger das Richtfest für das Biotechnologisch-Biomedizinische Zentrum feiern, jetzt warten die Wissenschaftler und Mediziner schon wieder mit einem Höhepunkt auf: Sie feiern das erste Leipziger Forschungsfestival der Medizin und Lebenswissenschaften. Das Research Festival ist interdisziplinär angelegt und soll vor allem junge Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche und Fakultäten zusammenbringen.


Zeit: 18. Oktober 2002, 13.00 bis 17.00 Uhr
Ort: Max-Bürger-Forschungszentrum, Johannisallee

Schon die Idee ging aus interdisziplinärer Zusammenarbeit hervor: Der Mediziner Prof. Joachim Thiery, Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik am Universitätsklinikum, und die Biowissenschaftler Prof. Dr. Anette Beck-Sickinger, Direktorin des Instituts für Biochemie, sowie Priv.-Doz. Dr. Gerald Münch vom Interdisziplinären Zentrum für Klinische Forschung, alle von der Universität Leipzig, hatten an ihren früheren Universitäten bereits Wissenschaftsfestivals erlebt und gesehen, welche Synergien von derartigen Informationsplattformen für junge Wissenschaftler ausgehen. Auch in Leipzig schien ihnen die Zeit reif dafür zu sein.

An allen großen Leipziger Forschungseinrichtungen, an der Universität, den Max-Planck-Instituten für Evolutionäre Anthropologie und für Neuropsychologische Forschung, dem Umweltforschungszentrum, in Biotechnologieunternehmen unserer Region – überall forschen junge Wissenschaftler, die zwar in die wissenschaftliche Arbeit ihrer Einrichtungen eingebunden sind, ansonsten aber kaum voneinander wissen. “Hier wollten wir Abhilfe schaffen.” so Prof. Thiery. “Den jungen ‘Life sciences’-Wissenschaftlern, Medizinern und Naturwissenschaftlern aus Leipzig und dem Umland soll eine neue Möglichkeit eröffnet werden, ihre aktuellen Forschungsergebnisse in einer für jedermann offenen Wissenschaftswerkstatt zu präsentieren.”

Gedacht war an eine Posterausstellung. Die Nachwuchsforscher sollten ihre Projekte jeweils auf einem Poster vorstellen, miteinander und mit etablierten Wissenschaftlern ins Gespräch kommen und vielleicht Forschungskooperationen begründen. Und von dieser Idee konnten die drei Initiatoren des Research Festivals die Medizinische Fakultät, die Fakultät für Biowissenschaften, Pharmazie und Psychologie und das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung der Universität Leipzig schnell überzeugen.

Wie richtig man mit dieser Idee lag, zeigte sich zum einen an dem großen Zuspruch, den die Organisatoren fanden.”, erklärte Thiery. In noch nicht einmal vier Wochen hatten die drei Initiatoren und weitere Seniorwissenschaftler, die sie für die Idee gewinnen konnten, mehr als 200 Abstracteinsendungen zu begutachten! Zum anderen war man überrascht über die Qualität der Beiträge. “Schon bei der ersten Durchsicht wurde deutlich, wie hochkarätig und facettenreich die aufblühende Leipziger Wissenschaftslandschaft gerade im Bereich ‘Life sciences’ ist”, freute sich Thiery.

Die Themenpalette der eingereichten Arbeiten reicht von der Grundlagenforschung bis zur angewandten Forschung. Fachgrenzen scheinen sich aufzulösen, interdisziplinäre Zusammenarbeit ist die Grundlage für den Erfolg. Nicht nur Mediziner beschäftigen sich mit Krankheitsentstehung, entzündlichen Prozessen, Stress, Krebs, Hirn- und Gefässerkrankungen, sondern auch ihre Kollegen aus den Biowissenschaften und der Veterinärmedizin. Umgekehrt betreiben Mediziner Grundlagenforschung in Gefilden, die traditionell von Biochemikern oder Molekulargenetikern beherrscht werden. In den Life sciences scheint sich die Zukunft einer fächerübergreifenden Wissenschaft abzubilden wie nirgendwo anders.

Jetzt darf man auf das Wissenschaftsfestival selbst gespannt sein. Je ein Seniorwissenschaftler betreut 20 Präsentationen. Er leitet die Diskussionen, in denen die jungen Leute ihren Mann bzw. ihre Frau stehen müssen. Man darf auch gespannt sein darauf, welche Präsentationen am Ende für hervorragende wissenschaftliche Leistungen mit einer Urkunde und mit einem finanziellen Bonus für die Beschaffung von wissenschaftlicher Literatur ausgezeichnet werden und welche Ansätze für eine fruchtbare Zusammenarbeit sich daraus ergeben.

Bei der Preisverleihung dürfen die jungen Wissenschaftler selbst aktiv werden. Jeder von Ihnen erhält eine bestimmte Anzahl von “Marienkäferchen”, die er auf die Poster kleben kann, deren Inhalt ihnen am meisten zusagt. Ihre eigenen Poster dürfen sie damit allerdings nicht bedenken. Zusätzlich zu den Marienkäfern vergeben die Seniorwissenschaftler einen Sonderbonus für die besten Arbeiten. Am Ende siegt der mit den meisten Käfern. Diese auch optisch sichtbare Auszeichnung ist eine Idee von Prof. Beck-Sickinger.

Damit aber keines der vorgestellten Projekte nach dem Festival wieder in Vergessenheit gerät, wird ein professionelles Abstract-Buch erstellt, das sowohl einen Überblick über Thema und Inhalt enthält, als auch über das Fachgebiet, in dem die Arbeit angesiedelt ist, die bearbeitende Einrichtung und natürlich die Anschrift der Ansprechpartner. Hier zeigt sich noch einmal konzentriert, wie bunt die biowissenschaftliche und biomedizinische Forschungslandschaft in Leipzig ist und welche anspruchsvollen Themen von jungen Wissenschaftlern heute erfolgreich bearbeitet werden. Wer seine auf dem Festival geknüpften Kontakte erhalten und ausbauen will, kann hier jederzeit nachlesen.

Zum Abschluss bleibt noch ein Aspekt zu erwähnen, dessen Bedeutung aber nicht sekundär ist: der Transfer Wissenschaft/Wirtschaft. Die sich entwickelnde biotechnologische und biomedizinisch ausgerichtete Industrie in und um Leipzig profitiert natürlich auch vom Festival. Sie kann sich einen aktuellen Überblick verschaffen, was an den wissenschaftlichen Einrichtungen erforscht wird, was vielleicht wirtschaftlich genutzt werden kann und welche Fachleute da heranwachsen – alles gute Voraussetzungen für eine den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Leipzig stärkende Zusammenarbeit.

weitere Informationen: Prof. Dr. Joachim Thiery (ILM, Universitätsklinikum

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